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Geschichte der Septuaginta

Die Septuaginta-Ausgabe von A. Rahlfs und ihre Geschichte

Die Anfänge vor dem 1. Weltkrieg

Der Herausgeber des Novum Testamentum Graece, D. Eberhard Nestle, hatte nicht lange vor dem 1. Weltkrieg auch mit der Bearbeitung einer Handausgabe des griechischen Alten Testaments (Septuaginta) für die Privilegierte Württembergische Bibelanstalt begonnen. Doch wurde er durch den Tod an der Ausführung dieses Planes gehindert. Nur eine Probe, das Buch Jeremia griechisch-hebräisch, wurde später noch von Mitarbeitern zu Ende bearbeitet und zum Druck gebracht. Aber die Bibelanstalt gab den Plan einer Handausgabe der Septuaginta nicht auf, sondern suchte weiter einen Bearbeiter für dieselbe. So kam es, dass im letzten Kriegsjahre 1917/18 Alfred Rahlfs die Verpflichtung zur Bearbeitung dieser Handausgabe übernahm.

Die Entwicklung der Ausgabe durch Alfred Rahlfs

Rahlfs war damals schon seit langem in die Septuagintaforschung eingearbeitet und seit fast zehn Jahren Leiter des Septuaginta-Unternehmens der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. In letzterer Stellung hatte er die Aufgabe, eine große kritische Ausgabe der Septuaginta auszuarbeiten. Aber da es infolge des Krieges unmöglich war, das bereits gesammelte Material von Handschriften-Photographien so zu vervollständigen, wie es notwendig gewesen wäre, musste jene große Ausgabe vorläufig zurückgestellt werden. Es wurde auch von der Göttinger Septuaginta-Komission begrüßt, daß so anstelle der großen zunächst eine kleine kritische Ausgabe erscheinen sollte.

Von dieser kleinen Ausgabe kam, da die Zeit nach dem Kriege vielerlei Hemmnisse brachte, erst 1922 im Auftrag des Septuaginta-Unternehmens ein Probeheft heraus: »Das Buch Ruth griechisch, als Probe einer kritischen Handausgabe der Septuaginta herausgegeben von Alfred Rahlfs«. Nach dessen Erscheinen begann Rahlfs mit der Bearbeitung der Genesis. Diese erschien 1926 unter dem Titel: »Septuaginta Societatis Scientiarum Gottingensis auctoritate edidit Alfred Rahlfs«, wie das Buch Ruth im Verlag der Württembergischen Bibelanstalt. Da die textkritischen Verhältnisse in der Genesis ganz anders lagen als im Buche Ruth, fiel auch der textkritsche Apparat weitläufiger aus als dort, und die Genesis-Ausgabe nahm eine Mittelstellung zwischen der früher geplanten großen Ausgabe und einer Handausgabe ein.

Der Absatz dieser Genesis-Ausgabe ging anfangs gut von statten, geriet aber, nachdem etwa ein Viertel der Auflage verkauft war, ins Stocken. Infolgedessen erklärte die Bibelanstalt, als das Manuskript der Psalmen, die nun folgen sollten, seiner Vollendung zuging, dass sie die mit der Genesis begonnene erweiterte Ausgabe nicht fortsetzen könne. Zugleich fasste die Gesellschaft der Wissenschaften die Durchführung der großen Ausgabe aufs neue ins Auge, und so kam es, dass die Bibelanstalt ihren alten Plan einer kurzen Handausgabe wieder aufnahm, und Rahlfs mit Zustimmung der Gesellschaft der Wissenschaften sich zur Bearbeitung einer Handausgabe auf Grund der drei ältesten griechischen Zeugen bereit erklärte.

Die Handausgabe und die große Ausgabe, welche eine Zeitlang kombiniert gewesen waren, wurden also nun wieder getrennt, und der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen übernahm die große Ausgabe; bei ihm erschien 1930/31 Rahlfs eigentlich für die Bibelanstalt bestimmte, aber inzwischen noch erweiterte Bearbeitung des Psalters als Teil X des großen Werkes.

Erfolg der Handausgabe, Durchsicht durch R. Hanhart

Im Jahr 1935 erschien bei der Württembergischen Bibelanstalt die von Rahlfs besorgte Handausgabe der Septuaginta. Sie wurde in den folgenden Jahrzehnten zu einem Standardwerk der Septuaginta-Forschung. 2006 sah der international renommierte Septuaginta-Forscher Robert Hanhart die inzwischen von der Deutschen Bibelgesellschaft verlegt Handausgabe neu durch. Dabei wurden der griechische Bibeltext und der kritische Apparat an weit über tausend Einzelstellen korrigiert und ergänzt. Die so entstandene »Editio altera« ist die heute maßgebliche Septuaginta-Handausgabe.

Verhältnis von Göttinger Ausgabe und Handausgabe

Die große Göttinger Ausgabe erfüllt die umfassende Aufgabe, alles irgendwie erreichbare Material zu verarbeiten. Die Handausgabe, die sich in der Hauptsache auf die drei wichtigsten Handschriften B S A beschränkt und nur gelegentlich, wo es wünschenswert erscheint, auch noch anderes Material mit heranzieht, hat den Zweck, vor allem Studierenden und Pfarrer(inne)n die Septuaginta in zuverlässiger Bearbeitung zu erschwinglichem Preis zugänglich zu machen und ihnen so ein wichtiges Hilfsmittel fürs Studium nicht nur des Alten, sondern auch des Neuen Testaments darzubieten.

Analytical Lexicon to the Septuagint

Das analytisches Lexikon der Septuaginta listet alphabetisch jede griechische Wortform mit einer detaillierten Syntaxanalyse auf, die im Standardtext der Septuaginta von Rahlfs vorhanden ist. Ein unerlässliches Hilfmittel für jeden, der sich wissenschaftlich mit der Septuaginta beschäftigt.

die-Bibel.dev.4.18.14
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