Gazelle
Der hebräische Name der Gazelle ist צְבִי ṣəvî (das weibliche Tier heißt צְבִיָה ṣəvîjāh; nur in Hhld 2,7; Hhld 3,5; Hhld 4,5; Hhld 7,4), was auch „Zierde / Herrlichkeit“ bedeutet. Die griechische Bezeichnung ist δορκας dorkas; Luther übersetzt häufig „Reh“.
Das in Herden lebende, scheue Tier (Jes 13,14), das als rein galt und deshalb gegessen werden durfte (1Kön 5,3; Dtn 12,15; Dtn 12,22; Dtn 14,5; Dtn 15,22), wurde wegen seines wohlschmeckenden Fleisches oft gejagt (Spr 6,5; Sir 27,20 mit Netzen [Lutherbibel: Sir 27,22]). Seine Schnelligkeit und Springfähigkeit (2Sam 2,18; 1Chr 12,9), aber auch seine Anmut wurden bewundert und dienten in der alttestamentlichen Liebeslyrik als Bild für den Geliebten, der über die Hügel springt (Hhld 2,9; Hhld 2,17; Hhld 8,14), oder seine Gefährtin, deren Brüste wie spielende Gazellenzwillinge hüpfen (Hhld 4,5; Hhld 7,4). Gazellen sind zudem als Begleiterinnen der Liebesgöttin belegt. Daher beschwor man bei den Gazellen, die Liebe nicht zu stören (Hhld 2,7; Hhld 3,5).
„Gazelle“ findet sich mehrfach als Personenname für Frauen und Männer (vgl. 1Chr 8,9; 2Kön 12,2; 2Chr 24,1; Apg 9,36 [Zibja; → Tabita]). Spr 5,19 bezieht sich nicht auf die Gazelle (so die Lutherübersetzung), sondern auf die Hirschkuh.

Abb. 2 Gazellenjagd (Ausschnitt). Aus einem Versteck, einer Grube (links außerhalb des Ausschnitts) schießt König Assurbanipal (668-626 v. Chr.) auf Gazellen, die ihm zugetrieben werden (rechts außerhalb des Ausschnitts; Ninive, Nordpalast).
In Ägypten und Mesopotamien waren Gazellen als Jagdtiere bekannt, in Ägypten waren sie Teil des Wüstenwildes. Auch von Zähmungsversuchen wissen wir; seit dem → Neuen Reich wurden Gazellen manchmal als Lieblingstier („pet“) gehalten und zusammen mit ihrem Besitzer bestattet. Im Kult des Min fanden sie als Opfertiere Verwendung.
Literaturverzeichnis
Literatur-Recherche Index Theologicus
Literatur-Recherche Biblische Bibliographie Lausanne
Bild-Recherche BIBEL+ORIENT Datenbank Online
1. Lexikonartikel
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Abbildungsverzeichnis
- Abb. 1 Gazellen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Abb. 2 Gazellenjagd (Ausschnitt). Aus einem Versteck, einer Grube (links außerhalb des Ausschnitts) schießt König Assurbanipal (668-626 v. Chr.) auf Gazellen, die ihm zugetrieben werden (rechts außerhalb des Ausschnitts; Ninive, Nordpalast). Mit Dank an © The Trustees of the British Museum
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