Vernunft / Verstand (AT)
So wenig im Alten Testament in einem philosophischen Sinn über die Vernunft und den Verstand des Menschen nachgedacht wird – entsprechende terminologische Differenzierungen fehlen –, sind die Vernunft / der Verstand des Menschen in ihm doch immer wieder ein Thema, insofern am Rand oder auch ausführlicher über das Wahrnehmungs-, Erkenntnis- und Urteilsvermögen des Menschen gesprochen wird. Im Einzelnen werden dabei verschiedene Wörter gebraucht, allen voran das Nomen לב lev „Herz / Verstand“ sowie diverse Ableitungen der Wurzeln בין bjn „verstehen, Einsicht / Verstand“, ידע jd‛; → „erkennen, Erkenntnis“ und שכל śkl „verstehen, Einsicht / Klugheit / Verstand“ (→ Klugheit).
Als Erkenntnisorgan gilt im Alten Testament (wie auch seiner Umwelt) das Herz (→ Körper / Körperteile). Reflektiert wird über das Erkenntnis- und Urteilsvermögen des Menschen vor allem in weisheitlichen, zum Teil auch in prophetischen und apokalyptischen Schriften. Auf im Einzelnen unterschiedliche Art ist in diesen allen klar, dass es zum Gelingen des Erkennens sowohl des Menschen wie auch Gottes bedarf. Der Unterschied zwischen „natürlicher Erkenntnis“ und „Offenbarung“ spielt dabei kaum eine Rolle, Vernunft und Glaube werden nicht voneinander unterschieden. „Vernünftig“ ist nach alttestamentlichem Verständnis derjenige, der sich in seinem ganzen Tun und Erkennen an Gott orientiert. Dass dieser vom menschlichen Verstand niemals vollständig begriffen werden kann, ist Thema vor allem des → Hiobbuchs und des → Koheletbuchs.
Literaturverzeichnis
Literatur-Recherche Index Theologicus
Literatur-Recherche Biblische Bibliographie Lausanne
- Lexikon zur Bibel, Wuppertal / Zürich 1991
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
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